Der 4. WEISS-PREIS 2017 wurde Dr. Kai Kummer, Neurowissenschaftler der Med. Uni Innsbruck für sein eingereichtes Projekt „DynChomiR“ zuerkannt. Die feierliche Preisverleihung fand am 21. Februar 2018 im Centrum für Chemie und Biomedizin (CCB) an der UNI Innsbruck durch den Stiftungsvorstand Dkfm. Rudolf BAUER, den FWF-Präsidenten Univ.-Prof. Dr. Klement TOCKNER, im Beisein der Vizerektorin der Med.Uni Innsbruck Univ.-Prof. Dr. Christine BADTLOW statt.
Das beantragte Projekt „Dynamische Regulation cholinerger Regelkreise und assoziierte microRNAs im präfrontalen Kortex eines neuropathischen Schmerzmodells – DynChomiR“ wird die Rolle des Neurotransmitters Acetylcholin im medialen präfrontalen Kortex während der Chronifizierung von Schmerz untersuchen.
Chronischer neuropathischer Schmerz stellt ein ernstzunehmendes Problem des öffentlichen Gesundheitswesens dar und wirkt sich stark auf die Lebensqualität der Betroffenen aus. Die zugrundeliegende Krankheitsentstehung ist jedoch nur unvollständig verstanden und diagnostische sowie Behandlungsmaßnahmen unbefriedigend. Der präfrontale Kortex ist an der Verarbeitung von Schmerzsignalen beteiligt, und das präfrontale Acetylcholinsystem, welches eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Aufmerksamkeit und Kognition spielt, wurde erst vor kurzem mit neuropathischem Schmerz in Verbindung gebracht. Die Mechanismen die hinter der schmerzassoziierten Kontrolle cholinerger Signalwege im präfrontalen Kortex stecken sind jedoch nicht bekannt.
Mit einem interdisziplinären Ansatz sollen im Projekt Hirnregionen untersucht werden, die Informationen zum medialen präfrontalen Kortex leiten und durch schmerzhafte Reize aktiviert werden. Im Zentrum der Arbeiten steht dabei der Neurotransmitter Acetylcholin. Diese Arbeiten werden durch elektrophysiologische Ableitungen ergänzt. In einem komplett neuartigen Ansatz werden wir uns als nächstes auf Expressionsunterschiede von microRNAs konzentrieren. Dabei handelt es sich um kurze Nukleinsäuren, die eine Vielzahl neuronaler Funktionen beeinflussen können. Dabei werden wir mit Hilfe von RNA Sequenzierung neue microRNAs identifizieren, die cholinerge Regelkreise im präfrontalen Kortex während der Chronifizierung von Schmerz beeinflussen.
Ein wichtiger Aspekt des Projekts sind Untersuchungen, die sich auf geschlechtsspezifische Unterschiede in Schmerzwahrnehmung und -sensitivität konzentrieren.
Das Projekt „DynChomiR“ wird die Bedeutung von cholinergen Regelkreisen und microRNAs für chronische Schmerzerkrankungen aufklären. Die neuen innovativen Erkenntnisse zur Interaktion von microRNAs, den regulierten Zielproteinen und Regulationswegen werden anderen Wissenschaftsdisziplinen zur Verfügung stehen. Das neu gewonnene Wissen über die Rolle cholinerger Regelkreise und microRNAs in Schmerzerkrankungen soll letztendlich neue Wege für die Behandlung von neuropathischem Schmerz aufzeigen und wichtige Daten für andere neurologische Erkrankungen liefern.